Bundesverband Nordisches Modell
Wir setzen uns mit dem Nordischen Modell für eine
fortschrittliche Prostitutionspolitik im Sinne
der universellen Menschenrechte in Deutschland ein.
Das Nordische Modell ist ein menschenrechtsbasierter und
gleichstellungsorientierter Ansatz in der Prostitutionspolitik.
Es betrachtet Prostitution als eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt
und sozialer Ungleichheit.
Da die Nachfrage nach Prostitution die Grundlage des Systems bildet,
zielt das Modell darauf ab, diese zu reduzieren.
Der Kauf sexueller Handlungen wird als Ausdruck patriarchaler Gewalt gesellschaftlich geächtet und gesetzlich geahndet, da sexueller Konsens nicht käuflich ist.
Prostitution und Sexkauf werden als unvereinbar mit der
Gleichstellung der Geschlechter und der Menschenwürde angesehen,
mit dem langfristigen Ziel, eine Gesellschaft ohne Prostitution zu schaffen.
Voraussetzungen
Der Staat erkennt das System Prostitution als (geschlechtsspezifische) Gewalt an.
Es braucht Zeit: es muss generationsübergreifend wirken.
Alle vier Säulen müssen etabliert, gut finanziert und ausgebaut werden.
Prostitution ist eng mit sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit verknüpft.
Langfristig muss das Ziel sein, allen Frauen wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, um den Einstieg in die Prostitution zu verhindern.
Außerdem muss die Nachfrage nach Prostitution durch ein Sexkaufverbot angegangen werden. Zum einen, weil es die Freier sind, die den prostituierten Frauen diese schweren Verletzungen zufügen und zum anderen, weil nur eine Reduzierung der Nachfrage den Prostitutionsmarkt verkleinern wird und eine Überlastung der Hilfesysteme verhindert.
Nur wenn es ausreichend Hilfen und Perspektiven auf ein Leben außerhalb der Prostitution für die Betroffenen gibt, werden die Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Es bedarf eines umfassenden Schutz- und Unterstützungssystems mit Ausstiegshilfen für Betroffene sowie eine konsequente Bekämpfung der strukturellen Ursachen von Prostitution.
Schweden führte 1999 als erstes Land das Nordische Modell ein. Norwegen und Island folgten, weshalb es als „Nordisches Modell“ bekannt wurde. Mittlerweile haben auch Länder wie Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und Israel diesen Ansatz übernommen, der international daher auch als Equality Model (Gleichstellungsmodell) bezeichnet wird.
Re-Viktimisierung durch Entkriminalisierung verhindern
Die meisten Personen sind fremdbestimmt in der Prostitution oder Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. Deshalb müssen ordnungswidrige oder strafrechtliche Maßregelungen gegen Prostituierte aufgehoben werden. Derzeit werden vor allem Prostituierte in Deutschland belangt, zum Beispiel beim Verstoß gegen die Anmeldepflicht. Bei wiederholten Verstößen drohen auch Gefängnisstrafen. Freier und andere Profiteure bleiben dagegen oft straffrei, weil die Beweisführung schwierig ist. Die Betroffenen fürchten, sich oder ihre Familien bei einer Aussage in Gefahr zu bringen. Das Nordische Modell steht solidarisch an der Seite der Betroffenen und verhindert eine Re-Viktimisierung.
Hilfe und Unterstützung für alle Betroffenen
Menschen in der Prostitution brauchen unabhängig von ihrem Herkunftsland oder ihrem Aufenthaltsstaus ein Recht auf Unterstützung und Hilfe. Es müssen Perspektiven außerhalb der Prostitution geboten werden. Soziale Hilfen müssen ganzheitlich gedacht werden. Es braucht Wohnraum, eine gesundheitliche und psychologische Versorgung, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und der Lebensunterhalt für sich und ggf. für die Kinder der Betroffenen muss gesichert sein.
Ausstiegshilfen nachhaltig gestalten
Soziale Hilfen und Ausstiegshilfen können jedoch nur nachhaltig, finanziell und personell in hoher Qualität gewährleistet sein, wenn der Prostitutionsmarkt deutlich verkleinert wird, und die Nachfrage, die immer neue Frauen in das System Prostitution bringt, deutlich reduziert wird.
Außerdem ist es gegenüber der Allgemeinheit, die für die Ausstiegshilfen aufkommt, nicht rechtfertigbar, das System Prostitution mit staatlicher Unterstützung am Laufen zu halten, während die Folgen für die Gesamtgesellschaft negativ sind und die Organisierte Kriminalität weiterhin immense Gewinne abschöpft. Solange der Prostitutionsmarkt unangetastet bleibt, wird es profitabel sein, Frauen in die Prostitution zu bringen.
Freier üben Gewalt aus
Der Kauf sexueller Handlungen muss verboten werden. Freier üben direkte Gewalt gegen Prostituierte aus. Die psychischen und physischen Verletzungen der Frauen sind schwer und teilweise irreversibel. Sexkauf muss als Form sexueller Gewalt betrachtet und entsprechend strafbewehrt sein. Die generelle Freierstrafbarkeit schwächt die Position des Freiers gegenüber der Prostituierten, weil nur er sich strafbar macht.
Signalwirkung
Ein Sexkaufverbot sendet darüber hinaus ein wichtiges Signal an die Gesellschaft: Sexuelle Handlungen und Konsens sind nicht käuflich und Gewalt gegen Frauen wird in keiner Form toleriert. Männer, die nicht für sexuelle Handlungen bezahlen, werden darüber hinaus in ihrer Haltung gestärkt.
Verbesserte Strafverfolgung
Die Reduzierung der Nachfrage ist auch geboten, weil sie die Prostitution für Dritte weniger profitabel macht und so dem Menschenhandel entgegenwirkt. Der Markt ist laut Polizei hierzulande so groß geworden, dass selbst mit mehr Personal, die erforderlichen Ermittlungen nicht erfolgreich durchgeführt werden könnten. Auch verbessert die generelle Freirstrafbarkeit die Ermittlungsmöglichkeiten der Strafverfolgungsbehörden. Der Kauf sexueller Handlungen ist per se strafbar und hängt nicht an der Aussagebereitschaft des Opfers ab.
Profiteure kriminalisieren
Das Profitieren aus der Prostitution anderer muss grundsätzlich unter Strafe gestellt werden. Hierzu zählen Zuhälterei, der Betrieb einer Prostitutionsstätte, Vermietung zum Zweck der Prostitution und Prostitutionswerbung.
Kinder und Jugendliche stärken
Prävention muss auf verschiedenen Ebenen stattfinden und an die verschiedenen AdressatInnen angepasst werden. Kinder und junge Erwachsene müssen für Täterstrategien, wie die „Loverboymethode“, sensibilisiert werden. Jugendliche sollen einen Umgang mit Sexualität erlernen, der auf der Wahrung der eigenen Grenzen, gegenseitigem Respekt und echtem Konsens („Nur Ja heißt Ja.“) basiert. Der digitale Raum spielt bei der Prävention eine hervorgehobene Rolle. Hierzu braucht es gut ausgebildetes Fachpersonal.
Sensibilisierung für die Folgen der Prostitution
Das Nordische Modell sieht vor, in der Gesellschaft über die negativen Auswirkungen der Prostitution aufzuklären und für die Situation Prostituierter zu sensibilisieren. Auch Freier sollen durch Präventionsprogramme erreicht werden und über die Folgen ihres Handelns aufgeklärt werden.
Das Nordische Modell ist ein Maßnahmenpaket
Das Nordische Modell ist eine Kombination aus sozialen Maßnahmen, strafrechtlichen Vorschriften, Präventions- und Bildungsangeboten und öffentlicher Aufklärung. Die vier Säulen des Nordischen Modells greifen ineinander und müssen lückenlos umgesetzt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Spenden
Unterstützen Sie uns beim Umsteuern in der Prostitutionspolitik: Wir sind gemeinnützig sowie politisch und konfessionell unabhängig. Unsere Vielfalt verstehen wir als eine Stärke, mit der wir eine grundlegende Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins bezüglich Prostitution und Sexkauf erreichen wollen. Wir setzen uns für die Wahrung der universellen Menschenrechte und für eine menschenrechtsbasierte Prostitutionspolitik ein.
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